Die Aktivitäten des Netzwerk Friedenskooperative im Jahr 2023
Jahresbericht des Netzwerk Friedenskooperative 2023
Jahresbericht des Netzwerk Friedenskooperative 2023

Das Jahr 2023 hat die Friedensbewegung erneut vor große Herausforderungen gestellt. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hält weiter an und hat sich zu einem festgefahrenen Abnutzungskrieg entwickelt. Gleichzeitig sind u.a. der Konflikt um Bergkarabach und der Israel-Palästina Konflikt in diesem Jahr gewaltvoll eskaliert. Dennoch gelang es uns, auch eigene und positive Akzente zu setzen: Betroffenen von Atomwaffentests konnten wir in Deutschland Gehör verschaffen und wir konnten dazu beitragen, dass sich Deutschland an der zweiten AVV-Staatenkonferenz als Beobachter beteiligt. Über diese und die vielen weiteren Kampagnen, Projekte und Aktionen, die uns 2023 bewegt haben, geben wir hier einen Einblick.

Unser Dank geht an unseren Ehrenamtler Andreas sowie unsere Praktikant*innen, die auch in diesem Jahr unsere Arbeit unterstützt und bereichert haben. Vielen Dank an Hyra, Wencke, Sebastian und Laurin!

Damit wir auch im kommenden Jahr viele erfolgreiche Friedensaktionen starten können, sind wir auf Spenden angewiesen. Bitte unterstütze uns hier mit einer einmaligen Spende oder in Form einer Fördermitgliedschaft. Herzlichen Dank!

 

+ Jahresrückblick 2023 +

Krieg in der Ukraine

Der anhaltende Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die Arbeit des Netzwerk Friedenskooperative im Jahr 2023 maßgeblich bestimmt. Mehrere hunderttausend Menschen sind durch den Krieg mittlerweile verwundet oder getötet worden und unzählige Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen. Das Netzwerk Friedenskooperative setzt sich vehement für die Vorbereitung von Friedensverhandlungen ein.

Unter dem Motto „Stoppt das Töten in der Ukraine – Für Waffenstillstand und Verhandlungen“ konnten dazu am Jahrestag des Beginns der russischen Invasion auf die gesamte Ukraine in einem Bündnis mit 18 weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen bundesweit mehr als 30 Kundgebungen, Demonstrationen und Mahnwachen auf die Beine gestellt werden. Auch im September rief das Bündnis rund um den UN-Weltfriedenstag am 21. September unter dem gleichen Motto zu Antikriegsaktionen auf.

Protest vor dem russischen Generalkonsulat im Januar '23 in Bonn
Protest vor dem russischen Generalkonsulat im Januar '23 in Bonn

Im April startete das Netzwerk Friedenskooperative die Email-Aktion „Endlich für Frieden verhandeln!“ über die Plattform Lobbying4Peace. Rund 2.800 Menschen beteiligten sich und forderten den Kanzler auf, sich für Verhandlungen einzusetzen und neue Friedensinitiativen zu starten, um den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu beenden. Ende November erhielten wir auf Rückfrage eine Antwort aus dem Kanzleramt, die hier nachgelesen werden kann.

Erstmals veröffentlichte das Netzwerk Friedenskooperative im Jahr 2023 eine beim Meinungsforschungsinstitut „Yougov“ in Auftrag gegebene repräsentative Studie, welche u.a. herausfand, dass sich mehr als jede zweite Person in Deutschland mehr diplomatische Bemühungen der Bundesregierung wünscht, um den Krieg in der Ukraine zu beenden.

Yougov-Umfrage Diplomatie
Yougov-Umfrage Diplomatie

Darüber hinaus unterstützte das Netzwerk Friedenskooperative die Aktivitäten der neu gestarteten #ObjectWar-Campaign, welche sich für den Schutz von Menschen, die sich dem Krieg entziehen, einsetzt. Diese konnte am Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung (15. Mai) fast 50.000 Unterschriften an die Europäische Kommission in Berlin übergeben. Auch der Aufruf zur Aktionswoche für Schutz und Asyl von Kriegsdienstverweiger*innen aus Russland, Belarus und der Ukraine (4. bis 10. Dezember) rund um den Tag der Menschenrechte wurde vom Netzwerk Friedenskooperative unterstützt.

Außerdem startete die Friedenskooperative als zusätzliches Informationsangebot eine Übersichtsseite zum Thema Verhandlungsinitiativen zur Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine.

 

Atomwaffen abschaffen!

Die Arbeit des Netzwerk Friedenskooperative für die Abschaffung von Atomwaffen stand in diesem Jahr im Zeichen der Menschen, die auf unterschiedliche Weise von den Auswirkungen von Nuklearwaffen betroffen sind. Zu Beginn des Jahres, anlässlich des zweiten Jahrestages des Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags (AVV) konnte gemeinsam mit der Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei jetzt“ eine City-Light-Plakataktion in Berlin-Mitte organisiert werden. An rund zwei Dutzend Standorten im Regierungsviertel konnten wir die Botschaft „Hört auf die Überlebenden: Stoppt die nukleare Bedrohung!“ unterbringen und so eine klare Botschaft zum Jahrestag des Inkrafttretens des AVV an die Regierung senden.

CLP-Plakate fordern Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag
CLP-Plakate fordern Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag

Im Mai und Juni fand die bundesweite Vortragsreihe „Nuclear Justice Now!“ statt, welche wir gemeinsam mit der DFG-VK organisierten. Im Rahmen der Vortragsreise durften wir die Aktivisten Benetick Kabua Maddison, Matthew John und Marino Morris von der "Marshallese Educational Initiative" (MEI) in Deutschland empfangen. Sie berichteten bei den 13 Veranstaltungen von der Situation auf den Marschall-Inseln, auf denen zwischen 1946 und 1958 67 US-Atombombentests stattfanden. Noch heute leiden die Menschen und die Umwelt darunter. Neben der breiten Öffentlichkeit konnten auch Politiker*innen und das Auswärtige Amt mit diesen wichtigen Themen adressiert werden.

Vortragsreihe "Nuclear Justice Now!" mit Aktivisten von den Marshall-Inseln
Vortragsreihe "Nuclear Justice Now!" mit Aktivisten von den Marshall-Inseln

Die Berichte der Aktivisten inspirierten uns in den kommenden Monaten, den Fokus unserer Arbeit darauf zu legen, dass sich Deutschland an der Entschädigung von Betroffenen Menschen und Regionen beteiligt – so wie es der AVV vorsieht. Deshalb haben wir im Herbst gemeinsam mit „Ohne Rüstung Leben“ die E-Mail- und Postkartenaktion „Atomwaffenverbot: Gehen Sie den nächsten Schritt“ gestartet. Mit dieser gelang es uns, den nötigen Druck auf die Bundesregierung aufzubauen, damit sie sich an der zweiten AVV-Staatenkonferenz beteiligt und sich für Umweltsanierung und Opferentschädigung einsetzt. Dies ist ein wichtiger Schritt, damit Deutschland dem Verbotsvertrag beitreten wird – auch wenn die deutsche Delegation bei der Konferenz betonte, dass die Bundesregierung dies momentan nicht anstrebt.

Wir werden uns jedoch weiterhin dafür einsetzen, dass Deutschland dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt. Dazu haben wir Anfang Oktober mehr als 120.000 Unterschriften an das Auswärtige Amt überreicht.

121.626 Unterschriften für den Beitritt Deutschlands zum AVV werden ans Auswärtige Amt überreicht.
121.626 Unterschriften für den Beitritt Deutschlands zum AVV werden ans Auswärtige Amt überreicht.

Die vom Netzwerk Friedenskooperative mitgetragene Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ hat die zweite Staatenkonferenz (2MSP) übrigens mit einer hochkarätigen Webinar-Reihe begleitet, die ihr hier auf unserem Youtube-Kanal anschauen könnt.

Neben diesen Aktivitäten unterstützte das Netzwerk Friedenskooperative zahlreiche weitere Aktivitäten, wie etwa die vielfältigen Aktionen der Friedensbewegung rund um die Hiroshima-/Nagasaki-Gedenktage, Offene Briefe der deutschen ICAN-Partnerorganisationen zum G7-Gipfel in Hiroshima sowie zur 2MSP und eine Zeitungsanzeige im „der Freitag“ zum Internationalen Tag zur vollständigen Abschaffung der Atomwaffen am 26. September. Auch beim ersten Vorbereitungskomitee zur nächsten Überprüfungskonferenz des Nichtverbreitungsvertrages (NPT PrepCom) war das Netzwerk Friedenskooperative im August in Wien vertreten. Ebenso organisierte das Netzwerk Friedenskooperative 2023 den Protest gegen die NATO-Atomkriegsübung „Steadfast Noon“ im Oktober.

 

 Israel/Palästina

Der Angriff der Hamas auf israelische Zivilist*innen am 7. Oktober sowie die Reaktion Israels gegenüber den Palästinenser*innen, insbesondere in Gaza, hat uns beim Netzwerk Friedenskooperative zutiefst erschüttert. Uns war es wichtig, ein Zeichen für Frieden und Mitgefühl für alle betroffenen Zivilist*innen zu setzen. Deshalb haben wir in den folgenden Wochen den „Friedensappell für ein Ende der Gewalt in Israel und Palästina!“ ins Leben gerufen, welcher bis Anfang Dezember bereits von knapp über 7.000 Menschen unterstützt wurde.

Mit dem Appell setzen wir uns insbesondere für eine Deeskalation und einen sofortigen Waffenstillstand, einschließlich des Stopps der Luftangriffe auf Gaza, die Freilassung der Geiseln und die Einrichtung von sicheren Korridoren für lebenswichtige Hilfsgüter nach Gaza ein. Am 28.11.2023 haben wir die Bundesregierung über den aktuellen Stand der Unterschriften unterrichtet und an sie appelliert, sich für die genannten Forderungen einzusetzen. Wir werden die Bundesregierung in regelmäßigen Abständen bzw. beim Erreichen des Meilensteins von 10.000 Unterschriften erneut kontaktieren.

 

Ostermärsche 2023

Mehr als 120 Ostermarsch-Aktionen fanden 2023 statt – wie immer begleitet von umfangreicher Mobilisierungs- und Informations-Arbeit des Netzwerk Friedenskooperative. Die Ostermärsche haben ein deutliches Signal an die Bundesregierung gesendet:  "Sie muss handeln: über Frieden für die Ukraine muss endlich verhandelt werden!“. Dass wir diese Botschaft so deutlich in die Öffentlichkeit tragen konnten, verdanken wir insbesondere den 1.383 Einzelpersonen und 66 Organisationen, die unsere Mobilisierungs-Anzeige unterzeichnet haben. Noch nie zuvor haben sich so viele Menschen an der Anzeigen-Aktion zum Ostermarsch beteiligt – weshalb wir den Ostermarsch-Aufruf in diesem Jahr nicht nur in der „taz“ und im „Freitag“, sondern auch in der Wochenzeitung „Die Zeit“ veröffentlichen konnten.

 

Lokale Friedensarbeit: Friedensweg Bonn eingeweiht

Erinnerungskultur im öffentlichen Raum ist – wie unsere gesamte Geschichtsschreibung – durch eine patriarchale Perspektive geprägt und erinnert allzu oft an Kriege und „Kriegshelden“, vergisst dabei aber die Friedensgeschichte(n). 2023 haben wir gemeinsam mit dem „Frauennetzwerk für Frieden e.V.“ einen Beitrag dazu geleistet, dass sich dies ändert und haben deshalb den „Friedensweg Bonn“ eröffnet. Dieser Friedensweg lädt zu Entdeckungen in Bonn ein: Denkmäler, Gebäude, Plätze und Menschen die zwar meist allgemein bekannt sind, doch deren Friedensgeschichte fast vergessen ist. Insgesamt 11 Stationen können nun entdeckt werden.

Eröffnung des Friedenswegs Bonn
Eröffnung des Friedenswegs Bonn

Die Einweihung fand am 3. September u.a. im Beisein von Bonns Bürgermeisterin Gabi Mayer im Rahmen der Bonner Friedenstage statt. Dort ist auch ein sehenswertes Porträt des ZDF-Formats „37 Grad“ über unsere Mitarbeiterin Annegret Krüger entstanden. Der Friedensweg Bonn soll auch Friedensgruppen in anderen Städten inspirieren: Öffentliche Erinnerungskultur braucht überall frischen Wind – und was in Bonn geschehen ist, kann genauso auch bei euch geschehen. Falls ihr euch dazu austauschen möchtet, wendet euch gerne an uns. Alle Infos findet ihr unter: www.friedensweg-bonn.de.

 

Aktionstage der Friedensbewegung

Ob zum Hiroshima-/Nagasaki-Gedenktag im August, dem gewerkschaftlichen Antikriegstag im September oder der Ökumenischen Friedensdekade im November – alle Infos zu Terminen, Aufrufen und Hintergrundmaterial gab es auch in diesem Jahr verlässlich auf der Seite des Netzwerk Friedenskooperative zu finden. Insbesondere die Terminübersichten werden rund um die Aktionstage von zahlreichen Aktiven, aber auch von Medien genutzt, um herauszufinden, was wann, wo los ist. Hinter der Pflege der Termindatenbank steckt für uns aber auch jede Menge Arbeit. Die Sammlung der Informationen beginnt meist mehrere Monate vor den eigentlichen Aktivitäten, indem die Veranstalter*innen kontaktiert werden und endet häufig erst mit der Nachbereitung, wenn alle Reden dokumentiert wurden.

 

Unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr

Die Ampel-Regierung verschleppt die von ihr selbst im Koalitionsvertrag festgehaltene Forderung, das Rekrutierungsalter für die Bundeswehr auf 18 Jahre zu erhöhen. Deshalb wurde in diesem Jahr frischen Wind in die Arbeit des Bündnisses „unter 18 nie! Keine Minderjährigen in der Bundeswehr“, dem auch das Netzwerk Friedenskooperative angehört. Mit einer neu geschaffenen Stelle für Öffentlichkeitsarbeit gibt es nun wieder regelmäßig Infos zum Thema Minderjährige in der Bundeswehr. Ein zunächst für Ende 2023 angedachtes Parlamentarisches Frühstück musste jedoch erneut verschoben werden und findet nun voraussichtlich im Februar 2024 statt. 

Treffen des "unter18nie!"-Bündnisses in Berlin
Treffen des "unter18nie!"-Bündnisses in Berlin

 

Infoarbeit: FriedensForum und Webseite

2023 ist unsere Zeitschrift, das FriedensForum, sechs Mal erschienen. Dabei haben wir in den Schwerpunkten der einzelnen Hefte über folgende Themen berichtet:

Reinlesen könnt ihr in alle Ausgaben auch hier auf unserer Website.

Apropos Website: Mit dieser konnten wir 2023 mehr als 420.000 Menschen erreichen und über friedenspolitische Themen und Aktionen informieren.