Cover FriedensForum 6/1999
6 / 1999

Kultur des Friedens

Weitere Themen:

  • Münster: Stadt nimmt Deserteure auf
  • Berlin: Justizprozesse gegen PazifistInnen
  • Kaukasus: Keine Kredite für den Krieg!
  • Jugoslawien: Hoffnung nach Milosevic?

Editorial

Redaktion FriedensForum, Martin Singe

Editorial

FriedensForum 6/1999

"Für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit" - so lautet der Titel des Manifestes, mit dem die UNESCO für das Jahr 2000 bzw. für die erste Dekade des kommenden Jahrhunderts zum Frieden mahnt. Das UNESCO-Projekt "Kultur des Friedens" war für die Redaktion Anlass, dieses Thema in den Mittelpunkt unserer letzten Ausgabe von 1999 zu rücken. Wir hoffen, dass der Schwerpunktteil Anregungen gibt, selbst vor Ort oder in internationalen Begegnungen an einer Kultur des Friedens mitzuschaffen.

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Initiativen

Regina Hagen

Atomwaffen abschaffen - in Büchel anfangen!

Fast ein Gefühl von Familientreffen kam auf bei der Jahrestagung des Trägerkreises "Atomwaffen abschaffen" Mitte Oktober in Cochem. Das goldene Oktoberwetter und der weinselige Tourismus des Moselstädtchens boten einen seltsamen Kontrast zu den Vorträgen und Diskussionen im nüchternen Bürgerhaus. Aber irgendwie passte es dann doch.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Friedrich Müller

zu: Claudia Roth, Flüchtlinge - Spielball europäischer Abschottungspolitik, FriedensForum 5/99

Leserbrief

Eigentlich kann man diesem Artikel nur positiv gegenüberstehen. Aber, wie kann man diesen Artikel schreiben und gleichzeitig im Bundestag sitzen und einer Partei angehören, die nichts aber auch gar nichts tut, diese Abschottungspolitik zu verhindern. Es ist klar, dass der neue "Kanther" keine neue Asylpolitik macht, aber wenn eine Partei ihre eigenen Interessen so vergisst, braucht man sich über die Wahlniederlagen von Bündnis 9o/Die Grünen nicht zu wundern.

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Unsere Luftwaffe in Göttingen:

Meinungsfreiheit in Handschellen

Vom 9. - 12.9.99 hatte die Bundeswehr ("Unsere Luftwaffe") die Bevölkerung unter dem Motto "Sie fragen, wir antworten" eingeladen. Viele Menschen nahmen diese Einladung auf dem Mühlenanger in Northeim an. Auch wir - drei Mitglieder des Göttinger Friedensbündnisses - kamen dieser Einladung nach.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Franz Nadler

Zur Aufnahme von Deserteuren durch Städte

Stadt Münster nimmt erste Deserteure auf

Der deutsche Staat hat in den letzten Jahren vieles unternommen, um Flüchtlingen ihre Rechte vorzuenthalten. Man denke bloß an die sog. sichere Drittstaaten-Regelung, nach der Deutschland Flüchtlinge, die auf dem Landweg kommen, postwendend in das Einreiseland zurückschickt - mit der Begründung, sie könnten ja dort um Schutz nachsuchen. Eine weitere schier unüberwindliche Hürde stellt die im Zusammenhang mit den Kriegen in Ex-Jugoslawien erlassene Visumspflicht dar, wonach Flüchtlinge in den jeweiligen deutschen Botschaften, z.B. in Belgrad, um ein Visum nachsuchen müssen.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Elke Steven

Immer mehr Kriegsgegner werden vor das Berliner Amtsgericht gezerrt

In den kommenden Wochen werden vor dem Berliner Amtsgericht Tiergarten noch viele Prozesse gegen Gegner des Nato-Angriffskrieges gegen die Bundesrepublik Jugoslawien stattfinden. Die PazifistInnen hatten zu Beginn des Krieges die Soldaten - in dem "Aufruf an alle Soldaten der Bundeswehr, die am Jugoslawien-Krieg beteiligt sind" - aufgefordert, die grund- und völkerrechtswidrigen Befehle nicht zu befolgen.

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Johann Kathenbach

Leserbrief

Liebe Freundinnen und Freunde, Danke für Eure Rundbriefe im allgemeinen und den Rundbrief 5/99 im besonderen! Wegen der Deserteure! Wenn ich als Zivilist einen Mord begehe, bin ich ein Verbrecher und gehöre abgeurteilt! Tue ich dasselbe jedoch tausendfach und mehr als gedungener oder gezwungener Soldat (wie ich es z.B. in der Deutschen Wehrmacht habe auf Befehl "von oben" tun müssen), bin ich ein Held! Und werde mit Orden usw. behangen!

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Andreas Speck

1. Dezember 1999: Tag der Gefangenen für den Frieden

Widerstand gegen Krieg im Krieg

Seit 1926 bitten die War Resisters International FriedensaktivistInnen darum, Grußkarten an Gefangene zu schicken, seit 1956 wird der 1. Dezember als Tag der Gefangenen für den Frieden begangen. In diesem Jahr will die War Resisters International insbesondere die Situation von KriegsgegnerInnen in Ländern hervorheben, die sich im Krieg befinden: Von Algerien, Angola und Kongo in Afrika bis hin zum Kosov@ und Jugoslawien in Europa.

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Krisen und Kriege

Bernhard Clasen

Keine Kredite für den Krieg im Kaukasus

Elenas letzte Hoffnung ist die deutsche Botschaft in Moskau. Auf der Flucht vor den russischen Bomben in ihrer tschetschenischen Heimat ist sie nun in Moskau angelangt. Ein Zuhause hat sie nirgends. Wurden die Kinder der Deutschstämmigen in ihrem Dorf in Tschetschenien als "Deutsche" gehänselt, müssen sie hier nun in Moskau den Hass der Miliz gegen "die Kaukasier" spüren.

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Nicola van Bebber

Belgrader Augenärztin in Limburg:

Schöpferischer Widerstand gegen einseitige Strukturen

Sie spricht sehr sachlich. Ohne vordergründige Emotionalität. Wahrscheinlich geht dies nicht anders, wenn man seit rund acht Jahren in einem Zustand lebt, der sämtliche Strukturen auf den Kopf gestellt hat. Wenn man eine funktionierende Umwelt hat zusammenbrechen sehen. Dr. Vera Litricin aus Belgrad zeichnete jetzt in Limburg den beschwerlichen Weg auf, den serbische Frauen und Mädchen während der mehrjährigen, immer noch nicht bewältigten Balkankrise durchstehen mussten.

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Andreas Speck

Opposition und Zivilgesellschaft in Serbien

Gibt es Hoffnung für ein Jugoslawien nach Milosevic?

Vom 11. bis 27. Oktober hielt ich mich in Serbien auf, um mir ein Bild von der Situation im Land nach den Bombardierungen durch die NATO und dem erneuten Aufschwung nationalistischer Stimmungen zu machen und mit verschiedenen Initiativen zu sprechen. Am stärksten geprägt ist mein Bild von der Fassade der Normalität, die vom Regime und von vielen Menschen aufrechtzuerhalten versucht wird. Ein Bild der Normalität allerdings, das schnell brüchig wird, wenn man genauer hinsieht.

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Clemens Ronnefeldt

Kosovo/Jugoslawienkrieg:

Die Wahrheit muss ans Licht

"Bei den Grünen gab es in einem wichtigen Punkt ein intellektuelles Defizit: Sie sahen nur zwei Möglichkeiten: Entweder ethnische Säuberungen oder Bombardements. Und das was falsch", so der Friedensforscher Johan Galtung (in: Jungle World, 30.6.99). In einem Brief an Erhard Eppler (dokumentiert in: "Die Woche", 2.7.99) zitierte Dieter S. Lutz, (IFSH), einige Quellen, die die NATO in einen Erklärungsnotstand bringen könnten.

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Martin Singe

NATO-Krieg contra Völkerrecht

Die völkerrechtliche Diskussion um den Nato-Krieg gegen Jugoslawien wird auch nach dem Krieg weitergeführt. Während die Kriegsbefürworter ein neues Nothilferecht für "humanitäre" Interventionen zu konstruieren versuchen, beharren die kritischen Völkerrechtler weiter auf der Tatsache, dass es sich bei dem Nato-Krieg um einen eindeutigen Verstoß gegen herrschendes Völkerrecht handelte. Logisch eigentlich, denn gerade mit diesem Krieg sollte ja das herrschende Völkerrecht ausgehebelt werden.

mehr ... Thema: NATO, Völkerrecht

Friedensbewegung international

Marion Dittmer

Anti-Kriegs-Tribunal

Teilnehmer/innen des Europäischen Hearings riefen zum weltweiten Tribunal im Jahre 2000 auf Mehr als 650 Menschen verfolgten mit reger Anteilnahme und großem Interesse die Beiträge kompetenter und gleichzeitig prominenter Redner/innen der Friedensbewegung und -forschung über den Verlauf, die Folgen und die Hintergründe des Krieges, über rechtliche, gesellschaftliche und weltweite Folgen der NATO-Aggression.

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Tobias Damjanov

Kurzbericht über eine wissenschaftspolitische Konferenz zum NATO-Krieg gegen Jugoslawien

... worüber wir nachdenken müssen

Eine der den NATO-Krieg auswertenden Konferenzen stand unter dem Titel "Der Krieg - Analyse eines Exempels. Frieden auf dem Balkan? Lehren aus dem Krieg in Kosovo. Worüber wir nachdenken müssen". Sie zog am 8. und 9. Oktober über 250 TeilnehmerInnen nach Hamburg, und stellte schon in ihrer Anlage eine Besonderheit dar: Denn es gelang durch die ungewöhnliche Zusammensetzung des Veranstalterkreises aus Wissenschaftsverbänden und Organisationen der deutschen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsbewegung, den vorgegebenen Anspruch einzulösen, Wissenschaft und Praxis zusammenzuführen.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Ellen Diederich

8. Internationales Treffen der Frauen in Schwarz

Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten

Das 8. Internationale Treffen der Frauen in Schwarz, organisiert von den Frauen in Schwarz aus Belgrad, fand in diesem Jahr vom 7. bis 10. Oktober in Ulcinj, einer kleinen Stadt in Montenegro direkt an der Adria, statt.

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Hintergrund

Stefan Gose

Türkei: Panzer statt Menschenrechte

Business as usual

Menschenrechtsverletzungen verhindern laut Bundesregierung seit vielen Jahren die Aufnahme der Türkei in die EU. Der Krieg in Kurdistan, die regelmäßigen türkischen Angriffe auf den Irak, das Kettenrasseln auf Zypern oder zuletzt das Todesurteil gegen Abdullah Öcalan waren jedoch zu keiner Zeit ein Hindernis für die Bundesregierung, Waffen an die Türkei zu liefern.

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Andreas Buro

Eine dramatische Wende im türkisch-kurdischen Konflikt

Den Friedenswillen der Kurden anerkennen und ermutigen!

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Schwerpunkt

Redaktion FriedensForum, Martin Singe

Zum Schwerpunkt

Kultur des Friedens

Die UNESCO ruft für die erste Dekade des neuen Jahrhunderts zu einer Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit auf. Dazu hat sie ein Projekt "Kultur des Friedens" gestartet, über das wir im Schwerpunktteil berichten. Wir danken den PädagogInnen für den Frieden, die wesentlich zur Gestaltung dieses Schwerpunktes beigetragen haben. Die verschiedenen Beiträge machen deutlich, wie wichtig eine umfassend verstandene Friedenserziehung ist, die sich auf alle Lebensbereiche bezieht.

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Deutsche UNESCO-Kommission

2000 - Das internationale Jahr der Kultur des Friedens

Manifest 2000

Für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit Frieden - Es liegt an uns! Machen Sie mit bei der internationalen Bewegung für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit   *Weil das Jahr 2000 ein neuer Anfang sein soll, die Gelegenheit - gemeinsam - die Kultur des Krieges und der Gewalt in eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit zu verwandeln;  

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Deutsche UNESCO-Kommission

Das UNESCO-Projekt "Kultur des Friedens"

Die UNESCO versteht die Kultur des Friedens als alltägliche Denkweise, Verhaltensweise und Lebensweise des einzelnen und der Gesellschaft. Sie beruht auf der Achtung der Menschenrechte, auf Partizipation, Dialog und Zusammenarbeit. Die Kultur des Friedens schließt Gewalt grundsätzlich als Mittel der Konfliktlösung aus. Die UNESCO-Verfassung enthält ein Sicherheitskonzept, das auf Vertrauensbildung durch Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation setzt - mit anderen Worten: nichtmilitärische Friedenspolitik.

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Martin Janz

Warum die Kulturlinke auf Kapitalismuskritik verzichtet

Viele Linke haben sich von der materialistischen Gesellschaftskritik abgewandt und entdecken in der Populärkultur Ausdrucksformen von Widerstand. In der Repräsentation von Minderheiten, in der Aneignung von Popmusik, Mode oder Fernsehen entdecken sie subversive Potentiale. Damit gibt die Kulturlinke nicht nur die Unterscheidung von Kultur und Ökonomie auf. Sie verliert zudem den kritischen Bezug zum Gehalt von Kultur und Kunst, der über die bestehenden Verhältnisse hinaus weist.

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Bernhard Nolz, Wolfgang Popp

Miteinander leben - voneinander lernen

Grundlagen einer Kultur des Friedens

Das Jahr 1999 ist geprägt durch den Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien, unter Beteiligung deutscher Militäreinheiten. Man mag für die Notwendigkeit dieses Angriffskrieges Argumente vorbringen, welcher Art auch immer, es bleiben Argumente, die Gewalt, den Einsatz von Massenvernichtungsmitteln, die Tötung von Menschen, die Zerstörung von Zivilisation befürworten. Es sind Argumente, die dem Geist einer Kultur der Gewalt entspringen.

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Bernhard Nolz

Zentrum für Friedenskultur

Die "Pädagoginnen und Pädagogen für den Frieden" (PPF) beabsichtigen, in Siegen ein Zentrum für Friedenskultur (ZFK) zu errichten und längerfristig auszubauen. Das Zentrum soll Einzelpersonen, Jugendlichen wie Erwachsenen, und Gruppen die Möglichkeit bieten, sich aktiv, kreativ und selbstbestimmt mit Fragen der Förderung einer Kultur des Friedens in Siegen und der regionalen Umgebung auseinanderzusetzen.

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Heike Hänsel

Schritte einer Kultur des Friedens - Rückblick auf 11 Jahre Engagement für die Umsetzung einer revolutionären Idee

"Kultur ist das Vergnügen, die Welt zu verändern" Bertolt Brecht

"Aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen, heißt, die zerstörerische Idee des Krieges aus den Köpfen der Menschen weltweit zu verbannen, damit die Idee einer ´Kultur des Friedens` Raum in ihrem Bewusstsein finden kann. ´Kultur des Friedens` bedeutet: Gegenentwurf zu einer Welt mit Krieg, Hunger, Hass, Ausbeutung, Zerstörung der Natur und der menschlichen Persönlichkeit." So steht es im Aufruf zum 1. Internationalen Kongress "Kultur des Friedens", der vom 6.-8. Mai 1988 in Tübingen stattfand.

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Uta Klein

Geschlechterfragen und Friedenskultur

Im vergangenen Jahrzehnt ist die Sensibilisierung gegenüber Geschlechteraspekten von Krieg und Konflikten deutlich gestiegen. Auf die Tagesordnung gelangte das Thema Anfang der 90er Jahre, nachdem sich die Nachrichten über Massenvergewaltigungen und Vergewaltigungslager im Krieg in Ex-Jugoslawien häuften.

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Martin Arnold

Mit Gütekraft Gewalt überwinden

Unter den am Frieden Interessierten gibt es einen neuen Impuls, der mit dem Begriff Gütekraft verbunden ist.

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Klaus Vack

Buchbesprechung:

Wir wollen dazu was sagen

"Wir wollen dazu was sagen, auch wenn sie uns nicht fragen." So hieß es in dem Refrain eines der "Lieder gegen die Bombe", mit denen die frühen Ostermärsche der Atomwaffengegner sich in den Straßen und auf den Plätzen Gehör verschafften. Viele solcher Texte stammten von dem Schriftsteller Gerd Semmer. "Feuer, Vorsicht, man legt Feuer, ein Atomminengürtel wird geplant" - ein anderes Semmer-Lied, vertont und gesungen von Fasia Jansen, die als Jugendliche wegen ihrer Hautfarbe in ein KZ gesteckt worden war.

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