Cover FriedensForum 5/1995
5 / 1995

Friedensbewegung und Ex-Jugoslawien

Weiter Themen:

> Friedenspolitischer Ratschlag

> Keine COPEX in Bonn und auch anderswo

> Bonner Prozessserie gegen Zivilen Ungehorsam für Asylrecht

Schwerpunkt

Goran Bozicevic

Friedensinitiativen in Westslawonien und der früheren Krajina

Westslawonien war ein attraktives Gebiet für Friedensinitiativen seit 1992. Als Ort für Pilotprojekte der UN in "Peacebuilding" zog es eine gewisse Zahl (inter)nationaler Nichtregierungsorganisationen (NRO) an. Westslawonien war bis zu seiner Rückeroberung durch die kroatische Armee im Mai 1995 teilweise unter serbischer Kontrolle; die Waffenstill­standslinie verlief u.a. quer durch die Kleinstadt Pakrac. Das Pakrac Freiwilligenprojekt

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Kristin Flory

Friedensdienste im ehemaligen Jugoslawien

Monika geht mit mir in der mittäglichen Sonne durch Ost-Mostar. Wir kommen durch Parks, die zu Friedhöfen geworden sind; ich bin ange­sichts der offenen Gräber schockiert. "Man kann sich daran gewöhnen", sagt sie. Wir kommen zu Apartmenthäusern; spielende Kinder und ei­nige Eltern entdecken Monika und kommen gelaufen, um ihr Englisch auszuprobieren. Der Sprachunterricht wurde vorübergehend eingestellt, weil Bombardierungen zugenommen haben, aber sie versichert ihnen, daß sie in ein paar Tagen zurück sein wird.

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Aktivitäten der Frauen in Schwarz

Wir sind immer noch auf den Straßen von Belgrad

Wir begannen unseren Protest am 9.Oktober 1991. Nach drei Jahren sind wir immer noch auf den Straßen von Belgrad. Unser Protest gegen den Krieg, dieses Regime und gegen Militarismus ist sichtbar. Wir pro­testieren jeden Mittwoch. Auch nehmen wir an jedem Protest teil, der von der demokratischen Opposition für die Verteidigung von Men­schenrechten, gegen politische Gewalt usw. organisiert wird.

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Miroslav Horvat

Brief eines kroatischen Kriegsdienstverweigerers

Aufschrei des Gewissens

Der folgende Beitrag wurde von dem jungen Kriegsdienstverweigerer Miroslav Horvat zu Beginn der kroatischen Offensive in der Krajina geschrieben und über Email veröffentlicht.

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Hanna Jaskolski

Internationaler Frauen-Friedenskongress im Friedensdorf Tresnjevac/Serbien 3.-7. August 1995 veranstaltet von den "Frauen in Schwarz", Belgrad

Mir zada! Frieden jetzt!

Als ich im September 1991 mit der "Friedenskarawane durch Jugosla­wien bei unserem Empfang in Belgrad die starken, ja lautstarken serbi­schen Frauen erlebte, hätte ich mir denken können, daß sich aus ihnen eine Widerstandsbewegung besonderer Art entwickeln würde. Ange­spornt von den DONNE IN NERO PER LA PACE/Frauen in Schwarz für den Frieden aus Italien, gründeten sie am 9. Oktober 1991 die ZENE U CRNOM PROTIV RATA/Frauen in Schwarz gegen Krieg (Schwarz steht für Trauer und Wut).

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Beate Roggenbuck, Karin Konrad

Wir können den Menschen ihre Verzweiflung und Trauer nicht nehmen

Es ist Mitte August. Im Zagreber Büro der humanitären Hilfsorganisa­tion "Den Krieg überleben " e.V. (DKÜ) schrillt das Telefon. Martin Fi­scher, ehemals Journalist in Köln, seit knapp drei Jahren jedoch Fluchthelfer für verzweifelte bosnische Flüchtlinge, hebt den Hörer ab und erlebt, was er im Nachhinein als Höhepunkt der menschenver­achtenden Vertreibungspolitik der serbischen Besatzer beschreibt.

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Martin Raschke

Balkan Peace Team

Ein unspektakulärer Runder Tisch in Split. Es geht um die Vertreibung einer Familie. Foto nach einer Verhandlung in Sachen Hausausweisung, (Aug. 1994). Johanna Bjorken (BPT), Tonci Majic (Journalist), ein Betroffener, Christine Schweitzer (BSV).

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Albert Scherr

Ferienfreizeiten für Flüchtlingskinder in Kroatien

Zu berichten ist hier von einer eher ungewöhnlichen Form des friedens-politisch-humanitären Engagements im ehemaligen Jugoslawien. Un­ter dem Motto "Urlaub vom Krieg" hat das Komitee für Grundrechte und Demokratie im Sommer dieses Jahres in Zusammenarbeit mit verschie­denen kroatischen Initiativen Ferienfreizeiten für insgesamt 1.550 Flüchtlingskinder finanziert und organisiert, die in der in der Stadt Sla­vonski Brod und der umgebenden Region leben.

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Bodo Weber

Friedensbewegung in Serbien und Montenegro

Es gibt in Serbien und Montenegro eine Reihe von Friedens- und Menschenrechtsgruppen, die sich mit vielfältigen Aktivitäten gegen Krieg und Totalitarismus und für eine friedliche, demokratische Gesellschaft einsetzen. Wir möchten in diesem Friedensforum eine Reihe nicht so bekannter Gruppen vorstellen, die Bodo Weber im Frühjahr dieses Jah­res besucht hat. Gesellschaft für Frieden und Tole­ranz, Backa Palanka:

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Hintergrund

Andreas Buro

Bombardieren für die Teilung Bosniens?

Die Verhältnisse in Bosnien sind in wilder Bewegung. Flüchtlingselend über alle ethnischen Grenzen hinweg, Plünderungen, verbrannte Dörfer. Die jeweiligen Sieger nehmen es mit den Menschenrechten der Unterle­genen nicht genau oder besser, sie pfeifen drauf; Angst, Panik, Hass, Tod. Bill Clinton sagt, die harte Haltung der NATO bei den Bombardie­rungen habe sich ausgezahlt, man könne deshalb das Bombardieren aussetzen.

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Barbara Müller, Christian Büttner

Die Idee und ihre Umsetzung im 20. Jahrhundert

Gewaltfreies Intervenieren in Krieg und Gewalt

Der Aufsatz umfasst die beiden Kurzvorträge von Barbara Müller und Christian Büttner in den Projektgruppen während der Europäischen Sommerakademie der Akademie der Künste in Berlin. Während Christian Büttner die Konzepte der Friedensbrigaden in seiner Diplomarbeit eingehender untersucht hat, stellen die Überlegungen zur Idee des ge­waltfreien Intervenierens noch keine endgültigen Forschungsergebnisse dar.

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Christine Schweitzer

Chronik der Ereignisse

Das erste Jugoslawien 1918: Gründung des "Königreichs der Ser­ben, Kroaten und Slowenen"

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Thomas Klein, Ulla Frey

Wie Deutschland Kroatien zum Sieg verhalf

Deutsche Waffen im Einsatz im Krieg auf dem Balkan

Der "Blitzkrieg" der kroatischen Armee in der Krajina hat selbst bei Mili­tärexperten Erstaunen ausgelöst. Innerhalb weniger Stunden gelang es der kroatischen Armee, die serbischen Stellungen zu überrennen und schon nach drei Tagen war der Krieg vorbei.

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Duncan Perry

Zivile Gesellschaft oder Konflikt? Makedonien

Die Nachricht ging angesichts der Kriegsmeldungen aus Bosnien beinahe unter: Makedonien, seit 1993 unabhängig und Mitglied der UNO und der EU - Mitgliedsstaat Griechenland vereinbarten Mitte September nach langen Verhandlungen unter Vermittlung von UN und USA die Normalisierung ihrer Beziehungen. Beide Länder erkennen sich gegen­seitig an, Griechenland hebt sein Embargo gegen Makedonien auf und Makedonien stimmte zu, seine Fahne zu ändern, die bislang den sech­zehnstrahligen "makedonischen Stern" zeigte.

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Zoran Arbutina-Risch

Bosnien-Herzegowina:

Die demokratische Alternative koordi­niert sich

Am 25.Mai dieses Jahres trafen sich in Perugia zum ersten Male in der Öffentlichkeit Sejfudin Tokic und Milorad Dodik, die Vertreter einer de­mokratischen Alternative aus beiden Teilen Bosnien-Herzegowinas, dem von der Regierung und dem serbisch kontrollierten. Sejfudin Tokic ist der Vizevorsitzende der Sozialdemokratischen Union Bosnien-Her­zegowinas (BiH) und Fraktionsvorsitzender im bosnischen Parlament. Dodik ist der Präsident des Klubs der unabhängigen Abgeordneten im serbischen Parlament in Pale.

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Christophe Solioz

Alex, lebe wohl... Nachruf auf Alexander Langer

"Was der Westen jetzt der ganzen Welt unter der Verkleidung einer neuen universellen Ordnung aufzwingen will, sind keine Werte..., son­dern vielmehr sein eigener Mangel an Werten. Wo auch immer irgend­eine unbeherrschbare Leidenschaft oder Überzeugung und antagonisti­sche Visionen der Welt überleben oder bestehen blieben, erzwingt der Westen eine gleichgültige Ordnung ... Großmütig erteilen wir das Recht, anders zu sein, aber heimlich - und dieses Mal unerbittlich - versuchen wir, eine Welt zu schaffen, die blutlos und ohne Unterschiede ist."

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Initiativen

Christine Schweitzer

Keine COPEX- nicht in Bonn und auch nicht anderswo

Im Juni dieses Jahres wurde sie aus Bonn-Bad Godesberg vertrieben: Die Waffenmesse COPEX. Jetzt soll im Oktober in London die nächste Ausstellung stattfinden. Aber nicht genug: In England, dessen Gesetz­gebung dies möglich macht, droht die Firma zwei Friedensorganisatio­nen, der Zeitschrift "Peace News" und einer größeren Zahl einzelner Personen, die Protestschreiben gegen COPEX unterzeichnet hatten, Verleumdungsklagen an.

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Martin Singe

Ziviler Ungehorsam für Asylrecht:

Bonner Amtsgericht verurteilt weiter.

Das Bonner Amtsgericht hat erneut in zwei Prozessen zwei Menschen­rechtlerInnen aus dem Aktionskreis "Ziviler Ungehorsam für Asylrecht" zu einer Geldstrafe von 3.000,- DM sowie einen der Aufrufunterzeichne­rInnen zu 1.800,- DM verurteilt (vgl. auch FF 4/95, S.13). Der Aktionskreis hatte zum Menschenrechtstag 1994 zu einer symbolischen und gewalt­freien Entzäunung des Abschiebegefängnisses in Worms aufgerufen. Das Gericht wertete den Aufruf als Aufforderung zu Straftaten (_ 111 StGB).

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Gerlinde Wiese

Atomausstieg und Energiewende

Viel Bewegung aber noch zu wenig Kooperation

Etwa 80 TeilnehmerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet folgten am Samstag, dem 19. August einer Einladung des Göttinger Gegenzuges zu einem Beratungstreffen über Atomausstieg und Energiewende nach Göttingen. Die meisten kamen aus Bürgerinitiativen, aber auch VerteterInnen von Organisationen, Parteien, ASTen usw waren anwesend. Das Treffen hatte ausschließlich informellen Charakter.

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Anne Dietrich

Zivile Konfliktaustragung durchsetzen:

Verantwortung der Friedensbewegung angesichts des Kriegs in Europa

Ende August 1995 bombardiert die NATO bosnisch-serbische Gefechts­stellungen um die bosnische Hauptstadt Sarajevo, nachdem - vermut­lich von dort aus - durch Granatangriffe ins Stadtzentrum 37 Menschen getötet und über 90 verletzt wurden. Kriegslogische Folge: Artilleriebe-schuß auf Sarajevo.  NATO und USA lassen äußern, die Bombardierun­gen aus Flugzeugen seien als Abschreckung gegen Angriffe auf weitere UN-Schutzzonen gemeint. Ob die (bosnisch-)serbische Seite dies ver­steht?

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